Der EU Data Act: Eine neue Ära für Europas Datenwirtschaft
– Florian Padberg –
Seit Januar 2024 ist der EU Data Act (dt. auch “Datengesetz” betitelt) in Kraft. Die Einführung zusätzlicher gesetzlicher Rahmenbedingungen unterstreicht die Komplexität und die vielschichtigen Herausforderungen im Umgang mit Daten in unserer zunehmend digitalisierten Welt. Der Data Act geht über die bereits bestehenden Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) weit hinaus, da er nicht nur den Umgang mit personenbezogenen Daten regelt, und definiert daher den Umgang mit Daten allgemein in der EU völlig neu.
Was regelt der EU Data Act konkret?
Der EU Data Act wurde entwickelt, um den Zugang zu Daten für die Wirtschaft zu vereinfachen und deren wertschöpfende Nutzung zu fördern. Er soll einen fairen und offenen digitalen Markt schaffen, indem er die Verfügbarkeit von Daten erhöht, gleichzeitig aber auch die Rechte der Dateninhaber schützt. Im Gegensatz zur DSGVO, die sich auf den Schutz personenbezogener Daten konzentriert, richtet der Data Act seinen Fokus auf die deutlich breitere Datenwirtschaft insgesamt.
Kernziel des EU Data Acts: Durch leichteren Zugang zu Daten Innovation und Wettbewerb fördern
Ein zentrales Anliegen des Data Acts ist es, einen Rahmen zu schaffen, um Innovation und Wettbewerb zu stimulieren. Der Data Act ermöglicht es Unternehmen daher, insbesondere Start-ups und KMU, leichteren Zugang zu für sie interessanten Daten zu erhalten. Dies ist vor allem für Nutzungsdaten im Zusammenhang mit dem Internet der Dinge (IoT) relevant, die essenziell für die Entwicklung neuer Technologien und Dienstleistungen sind.
Wer ist vom EU Data Act betroffen?
Der EU Data Act betrifft eine Vielzahl von Akteuren in der digitalen Landschaft. Zu den Hauptbetroffenen gehören Hersteller und Eigentümer von vernetzten Geräten, wie beispielsweise Haushaltsgeräte, Industriemaschinen oder Fahrzeuge, da bei Ihnen ein Großteil an nutzbaren Daten entsteht. Ebenso gelten für Anbieter von Datenverarbeitungsdiensten, darunter insbesondere Cloud-Dienste, neue Verpflichtungen.
Datenzugang und -nutzung
Der Data Act regelt also den Zugang zu und die Nutzung von Daten. Unternehmen werden verpflichtet, gesammelte IoT-Daten anderen Marktteilnehmern unter fairen, transparenten und nichtdiskriminierenden Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Dies soll einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Interessen von Datenproduzenten und der Förderung des Datenzugangs für Innovation schaffen.
Schutz der Verbraucherrechte
Verbraucherrechte stehen aber ebenso im Zentrum des Data Acts. Nutzer erhalten mehr Kontrolle über ihre Daten, einschließlich der Möglichkeit, zu bestimmen wer diese Daten nutzen darf und wer nicht, sowie Diensteanbieter zu wechseln und ihre Daten mitzunehmen. Dies stärkt nicht nur die Position der Verbraucher im digitalen Raum, sondern fördert auch einen gesunden Wettbewerb zwischen Anbietern, die die Verbraucher von den Vorteilen der Datenfreigabe überzeugen müssen.
Datensicherheit und Datenschutz
Obwohl der Data Act nicht primär eine Datenschutz-Regelwerk ist, unterstreicht er bei aller Zugangserleichterung die Bedeutung der Datensicherheit und des Datenschutzes: Die Weitergabe und Nutzung von Daten müssen strikt im Einklang mit der DSGVO erfolgen, wobei die Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit personenbezogener Daten stets zu gewährleisten sind.
Neue Maßnahmen unter dem Data Act
Der EU Data Act führt eine Reihe von konkreten Maßnahmen ein, um die Datenwirtschaft zu stärken, unter anderem:
- Erhöhung der Rechtssicherheit: Der EU Data Act steigert die Rechtssicherheit für Unternehmen und Verbraucher, die Daten generieren, besonders im Bereich des Internets der Dinge (IoT). Er setzt klare Regeln für die erlaubte Nutzung dieser Daten und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Motivation zur Erzeugung hochwertiger Daten erhalten bleibt. Ziel ist es, den Austausch wertvoller Daten zwischen Besitzern und Nutzern reibungslos und sicher zu gestalten, um eine breitere Teilnahme am Datenmarkt zu fördern.
- Minderung von Missbrauch: Der EU Data Act schützt Unternehmen vor ungerechten Vertragsbedingungen, die von marktbeherrschenden Parteien auferlegt werden könnten.
- Zugriff durch öffentliche Stellen: Öffentliche Stellen können auf Daten des privaten Sektors in Fällen eines nachgewiesenen öffentlichen Interesses zugreifen, etwa um auf Notsituationen durch eine bessere Informationslage schneller reagieren zu können.
Praktische Auswirkungen des Data Acts
Der EU Data Act ist ein Katalysator für Innovation und neue Arbeitsplätze. Er ermöglicht es der EU, bei datengetriebenen Fortschritten an vorderster Front zu stehen. Einige Beispiele:
- Zugang zu IoT-Daten: Nutzer und Unternehmen erhalten Zugriff auf Daten, die durch die Nutzung intelligenter Geräte generiert werden, was die Entwicklung von Aftermarket-Diensten und einen fairen Wettbewerb fördert.
- Effizienzsteigerung in der Industrie: Die Zugänglichkeit von Daten über die Leistung von Industrieanlagen eröffnet Möglichkeiten zur Optimierung von Produktionsprozessen.
- Innovation in der Landwirtschaft: IoT-Daten können in der “Präzisionslandwirtschaft” genutzt werden, um Ernteerträge zu steigern und fundierte Entscheidungen über eine effektive Ressourcenzuweisung zu treffen.
Fazit
Der EU Data Act gestaltet die Datenwirtschaft in Europa neu und schafft einen Rahmen, der Innovation fördert, dabei Verbraucherrechte schützt und für einen fairen digitalen Markt sorgt. Die Herausforderungen bei der Umsetzung sind zwar nicht unerheblich, doch die Chancen, die der Data Act bietet, sind enorm. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Data Act in der Praxis auswirken wird, aber seine Einführung ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung für die Zukunft der digitalen Wirtschaft in der EU.
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