Say Mine – was Sie bei der Bearbeitung von Betroffenenanfragen „Powered by Mine“ beachten sollten
– Birthe Glöß –
Bei Unternehmen im B2C Bereich häufen sich derzeit Betroffenenanfragen ‚Powered by Mine‘. Das Besondere: Die Anfragen kommen dabei direkt aus dem Postfach des Betroffenen und enthalten stets den gleichen Inhalt – Name, Mailadresse und Datum des ersten Kontakts mit der Bitte um Löschung der Daten. Wer steckt hinter diesem System und welchen Spielraum haben Unternehmen bei der Bearbeitung dieser Löschanfragen?
Verantwortlich für diese Mails ist das Startup aus Israel Say Mine. Seit der Gründung vor einigen Jahren hat es sich zur Aufgabe gemacht, „allen natürlichen Personen“ die Kontrolle über ihre Daten im Internet zurückzugeben. Und das mit zunehmendem Erfolg, die Anfragen über Say Mine sind in den vergangenen Monaten stetig mehr geworden und füllen so manches Firmenpostfach. Bis zu 50 Anfragen pro Tag sind keine Seltenheit.
Wie funktioniert „Say Mine“ für den Nutzer?
Im Grunde ist die Nutzung des Dienstes ganz einfach. Jeder kann sich über die Homepage kostenlos bei Say Mine per OAuth2 („Connect with Google, Microsoft Yahoo“) anmelden. Die Firma erhält so Zugriff auf das gesamte (!) private Postfach (schon hier sollten die meisten stutzig werden).
Übersichtlich werden anschließend alle Dienstleister angezeigt, mit denen der User jemals interagiert hat; um ein Handy zu kaufen, einen Impftermin zu vereinbaren oder online Essen zu bestellen. Im nächsten Schritt kann dann über die Übersicht direkt eine Löschanfrage nach Artikel 17 DSGVO versendet werden nach vorheriger Zustimmung zur Nutzung des Postfachs durch Say Mine hierfür.
Der Umgang mit den Anfragen bei den Empfängern
So simpel für den Betroffenen, so arbeitsintensiv ist der folgende Prozess für die angeschriebenen Firmen. Denn diese Löschanfragen sind sehr ernst zu nehmen, sie werden ja zunächst einmal von den Betroffenen angestoßen. Die gesetzlich festgelegte einmonatige Frist ist demnach einzuhalten, ansonsten drohen Sanktionen aufgrund möglicher Beschwerden bei der Aufsichtsbehörde.
Was direkt auffällt, ist die geringe Menge der zur Verfügung gestellten Informationen. Durch diese lässt sich der Betroffene meist nicht direkt identifizieren. Eine Verifikation scheint daher notwendig und ist in diesem Fall auch das praktikabelste Vorgehen. Rückfragen bleiben aber häufig einfach unbeantwortet.
Wenn sie denn eintreffen, spiegeln die Antworten allerdings oft nur ein Unverständnis der Betroffenen wider. Und genau das zeigt: Say Mine mag eine smarte Lösung für alle informierten User sein, die sich bewusst konsequent von Dienstleistern und Services abmelden wollen. Hierbei dürfte es sich aber eher um die Minderheit der Online-Nutzer handeln. Gleichzeitig wird hier u.E. aber auch zu kurz gedacht – ein Name und eine Mailadresse reichen in der heutigen Zeit meistens nicht aus, um sich abzumelden.
Abhilfe durch Say Mine – oder strategisches Geschäftsmodell?!
Richtig, auch Say Mine hat sich anscheinend Gedanken gemacht zu der großen Flut an Anfragen und gleich ein zweites Produkt auf den Markt gebracht: Am Ende jeder Mail wird nun den Firmen der Kontext und Unterstützung bei der jeweiligen Anfrage angeboten. Dazu muss „nur“ das Business-Portal besucht und sich registriert werden.
Böse Zungen könnten nun denken: Cleverer Ansatz – erst überfordern wir Euch mit einer Großzahl an Betroffenenanfragen, und im nächsten Schritt bieten wir Euch eine smarte (und natürlich kostenpflichtige) Lösung für diese Situation an.
Seit einigen Wochen erreicht uns daneben auch immer wieder eine Mail vom „Co-Founder“ Kobi mit dem Angebot, uns bei der schwierigen Aufgabe der Anfragen zu unterstützen. Ein Schuft, wer sich Böses dabei denkt…
Fazit
Bisher konnte Say Mine uns und unsere Mandanten nicht vom Business-Portal überzeugen.
Zum einen hinterfragen wir die tatsächliche Rechtmäßigkeit der Anfragen: Sie kommen zwar direkt vom Betroffenen selbst (bzw. aus seinem Postfach), werden aber offensichtlich automatisiert durch Say Mine verschickt. Ob hier wirklich jede Anfrage bewusst und durch den Betroffenen tatsächlich gewollt gestellt wird ist zumindest fraglich.
Des weiteren wird einem bisher unbekannten Dienstleister mit wenigen Klicks der umfangreiche Zugriff auf eines der privatesten Medien gegeben – auf das private E-Mail-Postfach. Die meisten Nutzer dürften die zentrale Konsequenz – das Aus-der-Hand-Geben der individuellen Kontrolle über die eigenen Daten – sicher nicht ausreichend absehen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich auch die Aufsichtsbehörden dem Thema annehmen werden und wir in Naher Zukunft eine Stellungnahme zu diesem Dienst erwarten dürfen. Bislang scheint dies noch nicht als relevante Thematik eingestuft zu sein.
Am Ende des Tages ist Say Mine aber ein durchaus beachtenswertes Produkt, das sich in den nächsten Jahren sicher weiter entwickeln und uns Datenschützer weiter auf Trab halten wird.
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Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Unternehmen mit Betroffenenanfragen korrekt umgeht kontaktieren Sie uns einfach. Wir helfen Ihnen gern!
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